In der Kunstwelt hat der Schweizer Franz Fedier (1922 – 2005) den Namen eines radikalen Abstrakten. Seine „Drip Paintings“ (Regenbilder), bei denen der Zufall die Bildkomposition bestimmt, sind Höhepunkte in der neueren Geschichte der Malerei. Nun wagt die 24jährige Fedier-Enkelin Alma einen eigenen Blick auf den Menschen, den Künstler und dessen Werk. Ausgangsort ist Fediers Atelier in der Berner Altstadt. Seit Fediers Tod ist dort nichts verändert worden. Alma war damals 8 Jahre alt. Sie erinnert sich an die Nachmittage, die sie im Atelier verbracht hat, während der Grossvater malte.
Anhand von autobiografischen Texten des Grossvaters bricht Alma zu einer Reise auf. Sie folgt den Spuren ihres Grossvaters quer durch die Schweiz bis Paris. Unterwegs trifft sie auf ganz unterschiedliche Menschen, die einen direkten oder indirekten Bezug zu ihrem Grossvater hatten. Darunter finden sich prominente Namen der Schweizer Kunstszene wie Bice Curiger, künstlerische Leiterin Fondation Vincent van Gogh in Arles oder der emeritierte Kunstprofessor und Philosoph Gottfried Boehm.
Franz Fedier war immer auf der Suche nach neuen Impulsen und Ausdrucksformen. Vor allem die Aufenthalte in Paris und Algerien haben ihn als Künstler geprägt. Im Kanton Uri, wo Franz Fedier geboren und aufgewachsen ist, führt sein Vermächtnis die Enkelin auf den Gletscher auf dem Sustenpass. Neben Bern und Uri sind Zürich, die beiden Basel, Paris und die algerische Wüste wichtige Stationen. An den Stätten seines Wirkens trifft sie Menschen, die ihren Grossvater noch erlebt haben. Durch die Kombination aus Künstlerporträt und Elementen aus dem Genre des Roadmovies wird für den Zuschauer Fediers Schaffen direkt nachvollziehbar. Alma, die junge Studentin am Anfang des eigenen beruflichen Wegs, motiviert durch das künstlerische Erbe ihres Grossvaters, setzt sich mit dessen Werk kritisch auseinander. Sie sucht nach künstlerischen Spuren, die der Grossvater überall zurückgelassen und in autobiografischen Texten beschrieben hat. Höhepunkt bildet die posthume Realisation einer Idee von Franz Fedier aus dem Jahr 1970. Beim Bau der Nationalstrasse wollte er den Teufelsstein in Göschenen mit einer Felsenmalerei versehen. Zu Lebzeiten erhielt der gebürtige Urner keine Erlaubnis. Nun und aus Anlass von Franz Fediers 100. Geburtstag 2022 durfte Alma, zusammen mit ihrer Schwester Clara, Mutter Gerda und Vater Marco Fedier das Kunstwerk ihres Grossvaters posthum ausführen.
Alma und Clara Fedier mit ihrem Vater Marco (von links)
© Mesch & Ugge AG
Alma Fedier mit Barbara Zürcher im Haus für Kunst Uri
© Mesch & Ugge AG
Familie Fedier vor dem Teufelsstein mit dem fertigen Werk, welches 2021 posthum
nach einer Originalskizze aus dem Jahr 1970 von Franz Fedier ausgeführt wurde.
© Mesch & Ugge AG
Franz Fedier 1950er Jahre
© Privatarchiv Franz Fedier
Franz Fedier 1950er Jahre
© Privatarchiv Franz Fedier