Mesch & Ugge AG Filmproduktionen

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Der Spitzel und die ChaotenDie Zürcher Jugendbewegung 1980

Ein Dokumentarfilm von Felice Zenoni (2020)

Erstausstrahlung am 14. Mai 2020 um 20.05 Uhr, SRF 1

Als der Zürcher Stadtrat im Frühling 1980 60 Millionen für das Opernhaus bewilligt, hofft Zürichs Jugend, nun würde auch der Startschuss für den Bau eines alternativen Jugendzentrums folgen. Doch der Stadtrat denkt nicht daran. Seit den 1960er-Jahren kämpft die Jugend vergeblich für einen öffentlichen Freiraum. Nun nimmt die Wut ihren Lauf. Am 30. Mai 1980 wird es vor dem Opernhaus für die Premierengäste eng, laut und teilweise bedrohlich. Die Protestaktion gerät ausser Kontrolle. Polizisten und Jugendliche liefern sich wilde Strassenschlachten in der Innenstadt. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wird die Stadt nun nicht mehr zur Ruhe kommen. Die Zusammenstösse der Protestierenden mit der Polizei werden immer häufiger und immer gewalttätiger.

Der Zürcher Stadtpolizist Willy Schaffner schildert die Ereignisse aus ungewöhnlicher Perspektive. Der in Uri aufgewachsene Polizist wird damals als Spitzel in die Bewegung eingeschleust. Als „Willi Schaller“ mit neuer Identität ausgestattet, bespitzelt er die Aktivisten und verhilft so der Polizei laufend zu Insider-Informationen. Heute steht der knapp 70jährige seinem damaligen Tun kritisch gegenüber: «Ich habe ein Doppelleben geführt und das zu lange gemacht».

Fredy Meier zählt man in der Bewegung zu den Aktivisten der ersten Stunde. Im Juni 1980 organisiert er eine Nacktdemo in der Zürcher Innenstadt. Einen Monat später tritt er als «Herr Müller» in der TV-Sendung «CH-Magazin» auf, in der es um die nicht enden wollenden Unruhen geht. Die Live-Sendung mit Politikern läuft völlig aus dem Ruder, als Fredy Meier sich scheinbar mit dem Stadtrat solidarisiert und von diesem ultimativ ein noch viel härteres Vorgehen gegen die Demonstrierenden verlangt. Bis heute eine der grössten Skandal-Sendungen in der Geschichte des Schweizer Fernsehens. Im Film spricht Fredy Meier auch über seine Zeit im Gefängnis, als direkte Folge seines Engagements in der Bewegung.

Barbara Ellmerer engagiert sich als Feministin. Die Künstlerin aus Bern ist in der Frauen- und Kulturgruppe aktiv, wo sie sich vor allem für Veränderungen in der Politik einsetzt. Ihre Erinnerungen machen heute deutlich, dass die Zürcher Jugendbewegung nicht einfach auf die Strassenschlachten mit der Polizei zu reduzieren ist. Filmautor Felice Zenoni ist dazu auch in Archiven auf bisher unveröffentlichte Dokumente gestossen.

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© Schweizerisches Sozialarchiv/Sammlung Gertrud Vogler


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